Eine gute Vorbereitung erhöht die Chancen einer erfolgreichen internationalen Expansion
Wie bei jeder geschäftlichen Unternehmung solltest du auch die internationale Expansion eures Unternehmens im Detail vorbereiten. Zu viele Unternehmen legen vor allem zu Beginn ihrer Internationalisierung einen zu geringen Fokus auf eine sorgfältige Vorbereitung der Internationalisierungsstrategie: Die Übersetzung der Website sowie einiger Product Sheets sind nur kleine Bausteine eines Internationalisierungsprojektes. Damit ist es aber noch längst nicht getan.
Um dir die Vorbereitung zu erleichtern, haben wir 5 Fragen vorbereitet, die sich jeder Unternehmer, Country Manager, Country Launcher oder Projektverantwortliche stellen sollte, bevor er einen Internationalisierungsprozess anstößt.
Eine sorgfältige Vorbereitung wird dir im Laufe deines Projektes viel Zeit, viele Fehler und höchstwahrscheinlich auch viel Geld sparen.
Nimm dir die Zeit, die folgenden Fragen nach und nach schriftlich zu beantworten. Du wirst sowohl für dich selbst als auch für deine Mitarbeiter, Investoren oder andere Partner wertvolle Antworten finden und eure Kommunikation zu euren wichtigsten Stakeholdern in eurem Internationalisierungsprojekt verbessern.
Damit es dir leichter fällt, kannst du hier gratis ein Worksheet herunterladen und ausfüllen. Lass deine Antworten von zwei oder drei Kollegen oder Bekannten gegenlesen, um sicher zu sein, dass du nichts übersehen hast. So holst du dir zusätzlich eine oder zwei weitere Meinungen ein.
Solltest du Fragen haben, kontaktiere uns gerne. Wir freuen uns auf deine Nachricht!
Frage 1: Was sind meine Gründe für die internationale Expansion?
Dies ist die erste Frage, die du dir stellen solltest. Gibt es eventuell bereits erste Kunden, die eure Produkte oder Services im Ausland nachfragen und ihr möchtet diese Nachfrage befriedigen? Hast du deinen Investoren die internationale Entwicklung in eurem Businessplan als Wachstumsprojekt vorgeschlagen? Welche persönlichen Ambitionen hast du, im Ausland zu leben und möchtest du dein Business daher gerne auch in diesem Land aufbauen? Siehst du dich eher als Unternehmensgründer? Möchtest du daher lieber in neuen Ländern Aufbauarbeit leisten und weniger die gut entwickelten Märkte als General Manager leiten?
Es gibt sicher viele triftige Gründe für eine internationale Expansion. Welcher ist deiner?
TO DO: Schreibe alle deine Gründe auf und lass diese von einem vertrauten Mitarbeiter, Chef oder Bekannten gegenlesen. Diskutiere darüber. Denn eine zu schnell gefällte Entscheidung kann gravierende Folgen haben. Also nimm dir diese wichtige Zeit zum Nachdenken und Reflektieren.
Frage 2: Ist mein Heimatgeschäft stabil genug?
Ein Internationalisierungsprojekt sollte nur dann in Angriff genommen werden, wenn euer Geschäft in eurem Heimatmarkt stabil genug ist. Euer Unternehmen in einem anderen Land zu entwickeln, bedeutet, dass in den meisten Fällen sowohl der Unternehmensgründer als auch einige seiner besten Mitarbeiter mit dem Projekt beauftragt werden. Es geht quasi darum, ein neues Unternehmen zu gründen. Geh davon aus, dass ihr im neuen Land wieder als Start-Up anfangt, auch wenn ihr in eurem Heimatland schon ein solides Geschäft habt.
TO DO: Schreib auf, welche Risiken (z.B. in Bezug auf Finanzen, Mitarbeiter oder Managementkompetenzen) du für euer Kerngeschäft siehst. Teile diese mit dem Projektteam. Je eher potentielle Risiken geteilt und besprochen werden, desto eher kannst du und dein Team gegensteuern.
Frage 3: Kann mein laufendes Business 6 Monate ohne die besten Vertriebler erfolgreich weiter funktionieren?
Neben der erfolgreichen Umsetzung der Market Entry Strategy (Lokalisierung, erste Schritte im operativen Marketing sowie die Frage nach einem guten Recruiting) geht es bei der Internationalisierung natürlich vor allem um eines: die Generierung erster Umsätze, den Vertrieb! Neue Kunden ansprechen und überzeugen ist die Arbeit eures besten Sales-Mitarbeiters. Diese sollen helfen, die erfolgreichen Vertriebsstrategien eures Heimatmarktes in den neuen Märkten auszuprobieren und anzupassen. Kann euer Kerngeschäft im Heimatland nicht problemlos etwa zwei Quartale ohne eure besten Vertriebsmitarbeiter weitergeführt werden? Dann musst du dir die Frage stellen, ob eure internationale Expansion erst zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff genommen werden sollte.
TO DO: Skizziere das Projektteam “Internationalisierung” und arbeite mehrere Szenarien heraus, wie die Teams in eurem Heimatmarkt ohne eure besten Sales-Manager auskommen. Gibt es in eurem Unternehmen genug Nachwuchspotentiale, die zum Sales-Manager aufsteigen können? Sprich mit deinen Mitarbeitern und deren Teams über dein Internationalisierungsvorhaben. Entscheide nicht über ihre Köpfe hinweg, wenn du während dieser Entwicklung auf engagierte Mitarbeiter zählen möchtest.
Frage 4: Habe ich die finanziellen Ressourcen, um mein Geschäft international zu erweitern?
Machen wir uns nichts vor, Internationalisierung ist eine große Investition, sowohl für dein Team als auch finanziell. Neben den Gehältern des Projektteams kommen viele zusätzliche Kosten auf euch zu: Lokalisierung, Marketingaktionen, Messeauftritte, Büroräume, Reisen, Business Development und vieles mehr. Spare nicht an der Internationalisierung, sondern sei vorausschauend.
TO DO: Erarbeite ein realistisches Budget für die ersten 12-18 Monate. Wenn du damit fertig bist, erweitere es noch einmal um mindestens 25-30 %. So kommst du einer realistischen Budget-Einschätzung schon sehr nahe.
Kleiner Tipp: Mit nur einem (überforderten) Praktikanten kann man kein Geschäft erfolgreich, schnell und nachhaltig international entwickeln. 🙂
Frage 5: Was sind meine persönlichen Ambitionen für eine internationale Expansion?
Du solltest dich dringend auch die Fragen stellen, welche persönlichen Ambitionen du hast und ob deine aktuelle Lebenslage eine Internationalisierung zulässt. Als Geschäftsführer oder Projektleiter kannst du davon ausgehen, dass du eine erhöhte Reisetätigkeit (gehe von wöchentlichen Reisen aus) in Kauf nehmen musst. Zudem kommt je nach Teamaufstellung die doppelte Arbeit auf dich zu, vor allem am Anfang: Du wirst dich um dein Heimatgeschäft kümmern müssen und gleichzeitig neue Märkte aufbauen.
TO DO: Schreib eine Liste von persönlichen Gründen und Risiken auf. Sei so ehrlich wie möglich. Früh identifizierte Blockaden oder Risiken können meist einfach behoben oder bearbeitet werden.