Übersetzung – ein Kinderspiel?

Im Rahmen einer internationalen Expansion wird man an allen Ecken und Enden mit dem Thema Sprache und Übersetzung konfrontiert. Ohne Übersetzung kein neuer Markt. Hast du schon einmal nachgeschaut, wie viele Websites, PDFs, Powerpoints und andere Dokumente täglich durch euer Unternehmen laufen? Diese internen – und vor allem – kundenorientierten Inhalte wollen nach und nach übersetzt werden, um den neuen Markt zu erobern und den potenziellen neuen Kunden zu zeigen, dass man es ernst mit ihnen meint.

Übersetzung – Dreh- und Angelpunkt der internationalen Expansion

Vor ein paar Tagen habe ich einen LinkedIn-Post gesehen, der mich zum Nachdenken angeregt hat: „Nicht jede Person, die eine Sprache spricht, kann auch gut übersetzen.“ 

Ich bin vermutlich voreingenommen, weil ich allein während meines dreijährigen Übersetzungsstudiums mehr als 5000 Stunden damit verbracht habe, meine eigenen Übersetzungen und die anderer Leute zu verstehen, auszuarbeiten, zu diskutieren, auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Ganz abgesehen von den hunderten von Übersetzungen, an denen ich seitdem bereits gearbeitet habe. Aber: Ich bin mit der Aussage einverstanden. 

Wenn du zehn Personen denselben kurzen Absatz zum Übersetzen gibst, bekommst du mit Sicherheit zehn verschiedene Ergebnisse. Manche davon sind dann gut, manche weniger gut, manche haben den Text falsch interpretiert – und wenn du Glück hast, gibt es einen oder zwei, die das Wesentliche einfangen und in die Zielsprache übertragen, sodass der Leser nicht einmal merkt, dass er einen übersetzten Text liest. DAS ist es, was ihr erreichen wollt. Umso wichtiger ist es, dass sich geschulte Wortakrobaten dieser Aufgabe annehmen.

Was sagt die Wissenschaft zum Thema Übersetzung?

Betrachten wir das Thema Übersetzung mal aus der wissenschaftlichen Perspektive. In der Übersetzungswissenschaft gibt es unterschiedliche Ansätze zur Durchführung und Bewertung einer Übersetzung. Wobei sie sich einig sind? Eine Übersetzung soll Inhalt übermitteln, idiomatisch sein, leicht zu lesen und zu verstehen. 

Der deutsche Übersetzungswissenschaftler Prof. Dr. Jörn Albrecht unterstützt die Ansicht, dass, ob und wie weit Abweichungen vom Ausgangstext vorgenommen werden, von den Umständen beim Übersetzen abhängen. Als Faustregel hört man in Übersetzerkreisen oft auch den Satz „So nah wie möglich, so frei wie nötig“.

Übersetzungskoryphäe Vermeer geht mit seiner Skopos-Theorie (skopos = griechisch für Zweck) noch einen Schritt weiter: Er versteht den Ausgangstext eher als Informationsangebot, das man ganz, aber auch nur teilweise oder verändert für die Zielgruppe der Zielsprache übertragen kann – je nachdem, ob die Zielgruppe mit ihren spezifischen Kenntnissen, Erwartungen, Werten und Normen (kurz: ihrer Kultur) die Information wie vom Autor intendiert verarbeiten und verstehen kann.

Wir sehen hier also schon eines: Übersetzung heißt nicht Wort für Wort in eine andere Sprache übertragen. Wie ein Wort oder Satz übersetzt werden kann, hängt vom Kontext ab! Wenn ihr schon einmal mit mir zusammengearbeitet habt, habt ihr diesen Satz auch sicherlich schon aus meinem Mund gehört. 😊 

Arbeiten alle Übersetzer mit Papier und Stift?

Sicherlich kritzelt ein Übersetzer auch mal auf einem Blatt Papier herum. Die meisten (mich eingeschlossen) arbeiten aber digital, mindestens mit Microsoft Word, im besten Falle mit CAT-Tool und Terminologiedatenbank. Diese Werkzeuge unterstützen sie dabei, professionelle und konsistente Übersetzungen zu erstellen. Softwarelokalisierer*innen nutzen außerdem gern Tools wie Phrase oder Lokalise, die es ihnen ermöglichen, direkt in der jeweiligen Software an einer Übersetzung zu arbeiten, ohne Texte mühsam exportieren und wieder importieren zu müssen. Das spart oft viel Arbeit. 

Heute arbeiten Übersetzer*innen häufig mit maschinengestützter oder automatisierter Übersetzung. Während ich Google Translate für eine qualitative Übersetzung nicht empfehlen kann, nutze ich DeepL täglich. Die KI des Übersetzers ist so genau, dass man einen Großteil der Texte gut verstehen kann, auch wenn nicht jedes Wort immer kontextgenau getroffen ist. Hier kommt dann Post-Editing ins Spiel: Übersetzer*innen (oder Post-Editor*innen) passen die Rohübersetzung, die die KI ausspuckt, an Projektbedürfnisse, Sprachregeln und -gebrauch, Terminologie und weitere Anforderungen an. Übrigens: Genau wie Übersetzung will auch Post-Editing gelernt sein. „Nicht jede Person, die eine Sprache spricht”, ist auch im Post-Editing gut – versteht sich von selbst, oder? 😊 

Übersetzung ist nicht gleich Übersetzung

Gerade im Unternehmenskontext spielt die Zielgruppe immer eine große Rolle. In Marketing und Sales werden psychologische Faktoren eingesetzt, um potenzielle Kunden von einem Kauf zu überzeugen. Doch wenn man die entsprechenden Faktoren für Zielkunden in einem anderen Markt nicht kennt oder nicht beachtet, erreicht man seine Ziele nicht. 

Viele nicht-geschulte Übersetzer*innen bleiben jedoch sehr nah am Ausgangstext. Vor allem Personen, die noch nicht oft übersetzt haben, haben geradezu Angst davor (und ich spreche hier aus Erfahrung vom Anfang meiner Übersetzungstätigkeiten), eine Information wegzulassen oder eine andere hinzuzufügen. Dabei benötigen unterschiedliche Leser*innen unterschiedliche Rahmenbedingungen, um Informationen wahrzunehmen, zu verarbeiten und zu verinnerlichen. 

Deshalb nutzt man vor allem in diesem Kontext häufig Strategien der Transcreation. Wie du dir sicherlich schon denken kannst, setzt sich der Begriff aus „Translation“ und „Creation“ zusammen. Bei dieser Strategie wird Übersetzung mit Copywriting kombiniert, um die gewünschte Wirkung auf die Zielpersonen zu erreichen. Es ist also um einiges aufwändiger als eine Übersetzung, die sich stark am Ausgangsmaterial orientiert, aber auch kreativer und im Marketingkontext meist eher zielführend. 

Außerdem hast du sicherlich schon mal den Begriff „Lokalisierung“ gehört. Er wird zum einen als Überbegriff für alle Schritte der Anpassung von Inhalten an einen anderen Markt genutzt. Zum anderen fallen darunter Aspekte wie die Anpassung von Texten, Bildern und Videos an kulturelle Anforderungen und nationales Recht oder auch SEO-Recherchen und -Adaptationen.

Eine gute Übersetzung:

  • Wurde von einem Muttersprachler*in der Zielsprache erstellt
  • Wurde von einem weiteren Muttersprachler*in der Zielsprache lektoriert, idealerweise jemand aus deinem Unternehmen, der die Herausforderungen des Zielmarktes gut kennt und selbst sogar mit dem Text arbeiten wird
  • Baut vor allem im Unternehmenskontext auf einer Analyse der Zielgruppen, Personas und ihrer psychologischen Entscheidungsfaktoren auf
  • Wurde von jemandem erstellt (oder mindestens lektoriert), der oder die sich mit dem Zielmarkt oder der Zielbranche auskennt
  • Und das wichtigste: Sie liest sich nicht wie eine Übersetzung. Leser*innen haben das Gefühl, dieser Text wurde direkt für sie geschrieben.

Kann jede*r übersetzen, der eine Sprache spricht?

Ehrlich? Nein. Übersetzen will wie jede Aufgabe im Unternehmen und bei der Internationalisierung gelernt sein. Das Gute: Man kann sich darin schulen! Mit viel Übung und einem gesunden Interesse an Sprache und Ausdruck kann man an seinem Wortgefühl arbeiten.

Ob ihr selbst übersetzt oder mit externen Partner*innen arbeitet: Habt keine Angst davor, euch vom Ausgangstext zu entfernen! Auch, wenn das heißt, dass die übersetzten Inhalte anders aussehen als vorher. Bereitet eure Marketing-Teams sanft darauf vor, dass ein neuer Markt auch lokalisiertes Marketing benötigt und dass oft sogar Marke und Branding übersetzt bzw. lokalisiert werden müssen. Das ist in absolut nicht gegen ihre Fähigkeiten gerichtet, sondern hängt einzig und allein mit den Vorlieben und der Kultur des neuen Zielmarktes zusammen. 

Eine Sprache zu sprechen reicht nicht aus, um gut zu übersetzen. Man muss Sprachgefühl und Ausdrucksfähigkeit mitbringen, bereit sein, die eigene Lokalisierung (mehr als einmal) auseinanderzunehmen und zu überdenken, die Zielgruppen und -kulturen kennen und eine klare Zielsetzung vor Augen haben. Behaltet immer im Kopf, dass euer Team auch für euer Heimatgeschäft nicht in einem Monat (geschweige denn in einer Woche) die richtigen Worte gefunden hat. Genauso braucht auch der neue Markt Zeit und das richtige Team, um sich zielgerichtet zu entwickeln.

Ein Unternehmen zu internationalisieren endet nicht, wenn der Markteintritt geglückt ist. Spoiler alert: Dann fängt das Unterfangen erst an. Hier erfährst du mehr über 3 Grundlagen der Internationalisierung, die dir die erfolgreiche Kooperation der internationalen Teams erleichtern werden.

Im Rahmen einer internationalen Expansion wird man an allen Ecken …

Eine Geschichte von eierlegenden Wollmilchsäuen und fünfbeinigen Schafen Jetzt ist …

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International Readiness Workshop

The status quo before the project

The DACH market had been identified by the Collective Thinking management as a strategic target market in Europe. First business development and sales actions have been conducted by the first German team and a GmbH had been established. 
The CT team wanted to continue to build their knowledge of the German market, the identification of key partners, key client groups in order to better evaluate business development potential and sales targets. This knowledge shall help define an appropriate strategic and operational marketing approach for CT in the DACH markets. CT is also in the process of raising a Series A funding round, a European approach can be evaluated in this project.

What we did

Wyngs wanted to support the Collective Thinking Team to create a strategic and operational roadmap for optimized business development and marketing/communication, with a special focus on developing the DACH markets – Germany, Austria and Switzerland.

We prepared a 1-day workshop, divided into 2 major parts:

  • Review of existing actions, the discovery of the key players and potential business development partners, enhancing market knowledge. 
  • Creation of a strategic and operational business development and marketing plan for 2021. 

Presentation of results of the workshop in the form of a roadmap to concretely address the mentioned challenges.

The “International Readiness” workshop with Wyngs allowed the German team of Collective Thinking to better understand and define the needs of the German market, particularly in terms of marketing strategy & business development. If you too are planning to develop internationally, Wyngs would be a very good partner to succeed in these first steps, which are essential for successful development.

CEO Vincent

Vincent Susplugas

CEO Collective Thinking

The “International Readiness” workshop with Wyngs allowed the German team of Collective Thinking to better understand and define the needs of the German market, particularly in terms of marketing strategy & business development. If you too are planning to develop internationally, Wyngs would be a very good partner to succeed in these first steps, which are essential for successful development.

CEO Vincent

Vincent Susplugas

CEO Collective Thinking

The “International Readiness” workshop with Wyngs allowed the German team of Collective Thinking to better understand and define the needs of the German market, particularly in terms of marketing strategy & business development. If you too are planning to develop internationally, Wyngs would be a very good partner to succeed in these first steps, which are essential for successful development.

CEO Vincent

Vincent Susplugas

CEO Collective Thinking