“Moment mal, also davon war nicht die Rede!” -
Denn der Begriff "Konzept” ist nicht gleich “concept”.
“Lasst uns am Donnerstag über das Konzept sprechen.”
Haben Sie einen solchen Satz schon einmal am Ende eines Meetings gesagt oder gehört? Nur so viel: Er kann für Missverständnisse sorgen! Denn „Konzept“ ist nicht gleich „concept“. Ihr französischer Kollege wird diesen Begriff völlig anders verstehen als Sie selbst.
Wenn deutsche Kolleg*innen den Satz “Lass uns am Donnerstag über das Konzept sprechen” hören, verstehen sie ihn in der Regel als Arbeitsauftrag. Es ist für sie selbstverständlich, damit zu beginnen, eine Konzeption für die besprochene Thematik zu erarbeiten. Höchstwahrscheinlich liegt dann in dem Meeting am Donnerstag ein erster Entwurf eines ausgearbeiteten Konzeptvorschlags vor, über den diskutiert werden kann. Diese Vorarbeit wird als gute Vorbereitung und Grundlage für das Meeting angesehen, damit es nahtlos und auf Grundlage von Informationen und Fakten weitergehen kann.
Bei diesem Meeting am Donnerstag wundern sich französischen Kolleg*innen, vermutlich sind sie sogar ein wenig vor den Kopf gestoßen. Denn der Begriff “concept” hat für sie eine andere Bedeutung. Die Erstellung eines “concepts” wird in der französischen Arbeitswelt als eine Art Brainstorming mit verschiedenen Teilnehmer*innen verstanden. Es geht vielmehr darum, dass man sich die Ideen aller Beteiligten anhört, darüber diskutiert, um dann gemeinsam einen Lösungsansatz zu erarbeiten. Die französischen Kolleg*innen werden sich ohne weitere Erklärung also denken, dass ihre Meinung zu diesem Thema nicht erwünscht war und sich nur wenig wertgeschätzt fühlen.
Unseren Erfahrungswerten nach, fällt es in der französischen Arbeitskultur also eher negativ auf, wenn ein fertiges Konzept im deutschen Sinne bereits zu dem Meeting mitgebracht wird. In den Köpfen der Kolleg*innen herrscht dann der Gedanke:
“Die Arbeit wurde bereits gemacht”
Für sie ist dann zu diesem Zeitpunkt kein Anlass für ein gemeinsames Gespräch mehr vorhanden. Möglicherweise können sie sogar enttäuscht sein, dass ihre Ideen nicht mit in das Konzept einfließen konnten.
Drehen wir nun den Spieß um: Die französischen Kolleg*innen haben kein Konzept zu dem Meeting mitgebracht, während die deutschen es instinktiv erwarten. Es fällt ihnen also negativ auf und sie denken sich zum Beispiel:
“Die Kolleg*innen haben sich keine Mühe gemacht, jetzt liegt die ganze Arbeit bei uns”
In dieser Situation liegt natürlich bei keiner der Parteien die Schuld. Wichtig ist, dass in interkulturellen Teams offen über Erwartungen aller Beteiligten diskutiert wird. Hier hätte also der Begriff “Konzept” gemeinsam im Team definiert oder konkrete Aufgaben und Ziele gesetzt werden müssen, um Missverständnisse zu vermeiden und eine harmonische Zusammenarbeit zu fördern.
Sie möchten mehr über kulturelle Unterschiede und mögliche Missverständnisse in interkulturellen Teams erfahren? Entdecken Sie unsere Artikelreihe: “Interkulturelle Unterschiede: Moment mal, also davon war nicht die Rede!”
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